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Ausblick auf die konjunkturelle Entwicklung – wie nachhaltig ist der Aufschwung?

Herzlich willkommen im neuen Jahr und zurück auf unserem Blog. Schön, dass Sie uns treu bleiben. In unserem ersten Beitrag des neuen Jahres 2018 richtet sich unser Augenmerk auf die Chancen und Risiken des aktuellen Konjunkturzyklus. Die deutsche Wirtschaft befindet sich seit geraumer Zeit in einer ungewöhnlich langen Erfolgsspur. Gegen Jahresende überschlugen sich zahlreiche Wirtschaftsforschungsinstitute und auch die bisherige Bundesregierung mit Erfolgsmeldungen und äußerst rosigen Ausblicken auf die weitere Entwicklung. Dabei sollte man die Risiken nicht aus dem Blick verlieren.

 

Die Auftragsbücher sind voll, die Zinsen sowohl im Euroraum, als auch in den USA und Japan bleiben auf mittlere Sicht niedrig, die Konsumenten sind weiterhin in Kauflaune und die Unternehmen investieren wie schon lange nicht mehr in ihre Zukunft. Kurzum, die  deutsche Wirtschaft zeigt sich in glänzender Verfassung. Dabei dauert der gegenwärtige Zyklus bereits seit Ende 2014 an, das ist ungewöhnlich lange. Auch für das neue Jahr werden Wachstumsraten für den Standort Deutschland mit mehr als 2 Prozent erwartet. Wir beleuchten die verschiedenen Aspekte, welche über Wohl und Wehe des gegenwärtigen Booms entscheiden werden.

 

Konsum

Ein nicht nur stabiler, sondern weiter wachsender Arbeitsmarkt, gepaart mit dem Zinstief lädt die Menschen schon seit mehreren Jahren zu verstärkter Kauflaune ein. War die Binnenkonjunktur lange Zeit das Sorgenkind der Wirtschaftsanalytiker, so hat sich mittlerweile breit herumgesprochen, dass sich das klassische Sparen kaum noch lohnt. Somit sitzt das Portemonnaie locker, was sich vor allem bei Autos, Konsumgütern und Reisen wiederspiegelt. Die jeweiligen Branchen vermelden immer wieder Rekorde beim Absatz. Auch das Weihnachtsgeschäft verlief weitgehend zufriedenstellend. Der Trend weg vom Einzelhandel in den Städten hin zum Internetkaufhaus mag die kleinen Händler plagen, hat auf die nackten Zahlen aber keine Auswirkungen, da sich der Umsatz lediglich verlagert. Auch die gefühlte Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes, weil der Arbeitgeber gut dasteht, lässt die Sorgen verfliegen. „German Angst“ war gestern.

Sollte die Politik tatsächlich die sprudelnden Mehreinnahmen als Steuererleichterungen an die Bürger zurückgegen, könnte dies den Konsum insbesondere bei den kleinen und mittleren Einkommen weiter ankurbeln.

 

Fortschreitende Erholung der Weltwirtschaft

Trotz guter Binnenkonjunktur ist und bleibt Deutschland eine Exportmacht. Den fragwürdigen Weltmeistertitel musste man zwar schon vor knapp 10 Jahren an China abtreten, dennoch ist die deutsche Industrie weiterhin exportgetrieben. Dies insbesondere in den Sparten Automotive, Anlagen- und Sondermaschinenbau bis hin zu Kraftwerks- und Raumfahrttechnologie. Die Nachfrage nach „Made in Germany“ ist ungebrochen, trotz teilweiser Embargos gegen bestimmte Länder bzw. Abschottungsversuche insbesondere der USA unter Donald Trump. Der Export in den ersten drei Quartalen 2017 stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2016 um 6,3 Prozent. Absolut wurden Waren und Dienstleistungen im Gegenwert von 954,7 Milliarden Euro ins Ausland exportiert. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostizierte Anfang November 2017 für das alte Gesamtjahr einem Anstieg der weltweiten Wirtschaftsleistung um 3,6 Prozent und im neuen Jahr 2018 um 3,7 Prozent. Vor zwei Jahren war die Weltwirtschaft immerhin schon um 3,1 Prozent gewachsen.

 

Zwischenzeitliche Stabilisierung des europäischen Währungsraums

Die Eurozone hat zumindest nach Einschätzung des IWF die seit 2010 bestehende Krise im Wesentlichen hinter sich. Trotz weiterhin ungelöster Probleme in Griechenland, der Katalonienkrise in Spanien und der hochverschuldeten Banken in Italien ist in der Eurozone insgesamt die Zustimmung zur gemeinsamen Währung laut IWF auf Rekordniveau. Vor nur wenigen Jahren stimmten manche bereits den Abgesang auf die Gemeinschaftswährung an, bei Politikern, Banken und Normalbürgern ging gleichermaßen die Angst um. Das wiedergewonnene Vertrauen hängt sicherlich auch damit zusammen, als dass die EU insgesamt trotz anstehenden „Brexits“ sich zur Zugmaschine der Weltkonjunktur entwickelt. Die Stärke des alten Kontinents ist auch teilweise einer Schwäche der Konkurrenz in China, den USA und Russland zu verdanken.

 

Nullzinspolitik

Was gerade die deutschen Sparer ärgert, ist der im Hinblick auf Investitionen gewollte Effekt der weiterhin und noch auf längere Sicht lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). EZB-Präsident Mario Draghi und sein Währungsrat ermöglichen dadurch sowohl für Verbraucher als auch für Unternehmen zinsgünstige Kredite. Dadurch steigt die Bereitschaft zu verstärkten Investitionen. Obschon die milliardenschweren Anleihekäufe im Herbst 2017 eingeschränkt wurden, läuft das seit 2012 geübte Anleihekaufprogramm noch einige Zeit weiter. Die EZB kann keinen „Kaltstopp“ einlegen, denn dies würde die Wirtschaft abwürgen. Daher rechnen alle mit einer gleitenden Rückkehr zum normalen Modus, wie vor Beginn der Eurokrise. Diese Zeitspanne wird bis weit über das Jahr 2020 hinausreichen, weshalb Unternehmen eine solide Planungssicherheit bei der Rückführung Ihrer Mittelaufnahmen haben.

 

Läuft die Konjunktur irgendwann heiß?

In Ihrem Jahresbericht für 2017 im November letzten Jahres wiesen die sogenannten Wirtschaftsweisen des Sachverständigenrats der Bundesregierung auf die Gefahr hin, dass auch auf Grund der ungewöhnlich langen Boomphase die Konjunktur allmählich heiß laufen könnte. Dies hängt u.a. mit einer Überauslastung zahlreicher Branchen zusammen. Dies führt zu Engpässen in einzelnen Produktionsprozessen, was dann insgesamt zum Risiko führt, dass die getätigten Investitionen nicht im erwarteten Zeitraum zurückfließen. Auch der Arbeitsmarkt ist nicht derart flexibel, als dass die Unternehmen zu jeder Zeit ausreichend Arbeitskräfte mit den gesuchten Qualifikationen bekommen. Der Fachkräftemangel in vielen Bereichen verstärkt diese Herausforderung noch. Langfristig agierende Unternehmen haben zudem die Zeit ab 2022 im Blick, wenn die Generation der sog. Babyboomer sukzessive in Rente und Pension geht. Ersatz auf dem heimischen Arbeitsmarkt ist nicht im ausreichenden Maße verfügbar und immer schon haben Engpässe beim Arbeitskräfteangebot die Konjunktur ausgebremst.

 

Wiedererlangte Stärke des Euro

Nach einer länger anhaltenden Schwächephase seit 2010 bis Anfang 2017 hat sich der Euro im Vergleich zu den wichtigen Währungen US-Dollar und Yen deutlich erholt. Was Urlauber meistens freut, bereitet der Exportwirtschaft naturgemäß Sorgen. Schließlich verteuern sich somit Waren im Export außerhalb der Eurozone durch Wechselkurserhöhungen. Die Wettbewerbsfähigkeit insbesondere der deutschen Wirtschaft auf den Weltmärkten war zum Teil auch dem niedrig bewerteten Euro geschuldet. Allerdings sehen Währungsexperten derzeit kein Szenario eines noch kräftigeren Anstiegs des Euro zu anderen globalen Währungen. Schließlich fußt der gegenwärtige Aufschwung auf einem weltweit günstigen Wirtschaftsklima.

 

Embargos und Abschottungen

Auch wenn derzeit die Isolierung Nordkoreas die Nachrichtenlage bestimmt, ist dieses Land mit Verlaub für die globale Konjunktur von überschaubarer Wichtigkeit. Spannender sind die Fragen, wie es mit dem Iran-Deal und den Russlandsanktionen weitergeht. Auch ist mittlerweile hinlänglich bekannt, dass der neue US-Präsident Donald Trump den bestehenden und noch abzuschließenden multilateralen Freihandelsabkommen kritisch bis ablehnend gegenübersteht. Es bleibt hier die Hoffnung, dass seine Teilnahme an wichtigen Gipfeln und Konferenzen der NAFTA, APEC und ASEAN am Ende des letzten Jahres ein Umdenken ausgelöst hat. Eine Isolierung der größten Volkswirtschaft der Welt hätte gleichermaßen für die USA selbst, aber selbstredend für alle anderen wichtigen Handelspartner gravierende Auswirkungen. Da auch ein Jahr nach Vereidigung der neuen US-Administration kein Masterplan für dieses Thema in Sicht bzw. nicht erkennbar ist, bleibt es hier also spannend. Im günstigsten Fall nehmen die USA die Herausforderung zum aktiven Abbau der Handelsüberschüsse der anderen Partner mit den USA an, indem man in Zukunftstechnologien investiert, dadurch in den Wettbewerb vor allem mit der EU und China tritt. Eine Einschränkung des Freihandels könnte im schlimmsten Fall zu einer Rezession führen.

 

Immobilienblase

Interessieren Sie sich für den Kauf einer Immobilie in einer beliebigen deutschen Großstadt? Dann wird Ihnen aufgefallen sein, dass die Grundstückspreise in letzter Zeit jährlich zweistellig gestiegen sind. Hintergrund für diesen Kaufboom sind neben der weitergehenden Urbanisierung (Landflucht) günstige Hypothekenkredite und fehlende alternative Anlageformen mit entsprechender Sicherheit, siehe Zinstief. Von diesem Bauboom profitiert die Wirtschaft insgesamt, zugleich steigen allerdings die Preise für Wohnimmobilien zum Teil extrem, derweil sehen die amtlichen Gutachterausschüsse bis jetzt noch keine Gefahr einer Immobilienblase. Noch ist der Bestand der Baukredite relativ zu den verfügbaren Einkommen niedrig. Wie schnell so etwas kippen kann, haben wir alle aber vor rund einem Jahrzehnt gesehen.

 

Es bleibt somit spannend, aber es gibt auch keinen Grund für Pessimismus. In diesem Sinne einen guten Start ins neue Jahr 2018!

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Herr Daniel Stock d.stock(@)top-jobs-europe.de