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Azubis händeringend gesucht: 17.000 Betriebe haben nicht eine einzige Bewerbung erhalten.

Zum Ausbildungsstart 2018/2019 führte der DIHK im Auftrag der Industrie- und Handelskammern eine Umfrage zur Situation im neuen Lehrjahr durch. Dier Ergebnisse sind ernüchternd, aber nicht überraschend. Während vor zwanzig Jahren durch die damals Bonner Politik noch über eine Zwangsabgabe für Unternehmen die nicht ausbilden, nachgedacht wurde und man sich an der Schwerbehindertenabgabe orientieren wollte, hat sich die Situation seitdem um 180 Grad gedreht. Aktuell konnten 34 % der Ausbildungsbetriebe ihre Stellen nicht besetzen. Damit wurde ein neuer Rekord gebrochen, die Tendenz ist auf Sicht leider steigend.

Der Präsident des DIHK Herr Eric Schweitzer stellte die Auswertung der Online-Umfrage aus diesem Sommer in Berlin vor. Konnten im Jahr 2017 bereits 31 % der Betriebe ihre Ausbildungsplätze nicht erfolgreich belegen, sind es in diesem Jahr 34%. In den neuen Bundesländern ist die Situation mit 46 % noch prekärer. Da das gros der Lehrstellen aber nach wie vor im Westen besetzt wird und dort 32 % der Betriebe keinen Erfolg vermelden konnten, relativiert sich die Sache im Bundesdurchschnitt. Der Vergleich mit dem Jahr 2007 zeigt aber die Dramatik gut auf: vor gut einem Jahrzehnt konnten noch 85 % aller Ausbildungsbetriebe ihre Stellen mit Schulabgängern oder Studienabbrechern besetzen.

Bei den Branchen gibt es signifikante Unterschiede. Im Baugewerbe suchten 45 % aller Unternehmen vergeblich nach (passenden) Azubis, im Bereich Verkehr waren es 40%, die verarbeitende Industrie beklagt 35 % Azubi-Vakanzen, im Banken- und Versicherungsgewerbe sind es 32%, gefolgt von den unternehmensnahen Dienstleistungen mit 31 %. Soweit die nackten Zahlen. Aber auch die Ursachen für diese Misere sind ganz unterschiedlich. Im Dienstleistungssektor inklusive Gastronomie und Verkehr gingen sehr oft gar keine Bewerbungen auf Ausschreibungen ein. Die stark auf kaufmännische Berufe ausgerichteten Branchen beklagen vor allem ein stetiges Gefälle bei der Ausbildungsfähigkeit nach unten. So beherrschen Kandidaten von den unteren Schularten oftmals weder guten Ausdruck in der deutschen Sprache, noch Grundrechenarten sicher. Von den heute notwendigen Fremdsprachenkenntnissen ganz zu schweigen. Dies ist mit Ausnahme der mathematischen Kenntnisse im gewerblichen bzw. handwerklichen Bereich weniger das Thema, aber auch die Handwerkskammern beklagen zunehmend eine Ausbildungsunreife bei vielen Anfängern, was auf mangelnde Schulkenntnisse zurückzuführen sei. Daher freut man sich vielfach über Bewerbungen seitens Studienabbrechern, die nach erfolglos eingeschlagener akademischer Laufbahn einen gehobenen Kaufmannsberuf ergreifen wollen. Insbesondere Banken, Versicherungen, Unternehmensdienstleistungen aber auch die Industrie greift auf diesen Pool zurück. Dies ist auch eine, wenn auch notgedrungene Möglichkeit, die Überakademisierung der Arbeitswelt etwas einzudämmen.

Wenn allerdings Ausbildungsplätze mit der Voraussetzung Abitur angeboten werden, ergibt sich oftmals ein neues Risiko. Entscheiden sich doch häufig die Gymnasialabsolventen kurzfristig gerne zu einem Studium und annullieren in der Folge ihren im Frühjahr abgeschlossenen Ausbildungsvertrag. Der Lehrbetrieb schaut dann in die Röhre, denn so kurzfristig ist kein Ersatz zu bekommen. Gerade kleine und mittlere Betriebe sehen in der Ausbildung junger Menschen nicht nur eine Möglichkeit des sozialen Engagements bzw. der langfristigen Sicherung der Arbeitskompetenz im Unternehmen, sondern wichtige Arbeitskräfte im Alltag, die bei Eignung schon während der Ausbildung begrenzt Verantwortung übernehmen können und sollen. Diese Lücken lassen sich dann weder schließen noch überbrücken. Denn auch für die lange Zeit beliebten Praktika fehlt schlichtweg das Arbeitskräfteangebot. Was sehr amtlich klingt, ist einfach zu erklären: mittlerweile ist nicht nur die berüchtigte „Generation Praktikum“ weitgehend durch den boomenden Arbeitsmarkt aufgesogen, sondern es kommen zudem keine zahlreichen jungen Leute mehr nach.

Was das Thema verschärft, sind die Ausbildungsabbrecher. Vor allem im Bereich Gesundheit und Pflege, aber auch im Handwerk haben Ausbilder mit überdurchschnittlich hohen Abbruchquoten zu kämpfen. Diese jungen Leute landen dann meist nicht bei der Arbeitsagentur, sondern haben sich schlichtweg auf halber Strecke für einen anderen Ausbildungsberuf entschieden. Mittlerweile stehen für solche Wechsel zahlreiche offene Lehrstellen bei anderen Betrieben zur Verfügung.

Generell muss das Nachwuchsproblem dringend angepackt werden, denn mittelfristig könnte sich dieser Trend zu einem gesamtwirtschaftlichen Risiko entwickeln. Der Fachkräftemangel mindert die Wettbewerbsfähigkeit längst nicht mehr nur einzelner Unternehmen, sondern der deutschen Wirtschaft insgesamt. Wenn die geburtenstarken Jahrgänge der 1950er und 1960er Jahre in Rente gegangen sind, tun sich gewaltige Lücken auf. Der Druck nimmt also unabwendbar laufend zu.

Viele Unternehmen locken mittlerweile mit diversen Zusatzangeboten um junge Menschen zu motivieren. Sogar Einstiegsprämien oder Umzugsservices für auswärtige Azubianwärter werden gewährt. Dazu kommen die klassischen Unterstützungen bei Monatskarten, Essensgutscheine oder auch die Aussicht auf ein Auslandspraktikum an einem Standort außerhalb Deutschlands. Hierzu werden vielfach Kooperationen mit Schulen im Hinblick auf Berufsberatung für die Abschlussklassen eingegangen, Berufspraktika in den Ferien und anderes angeboten. Ein wichtiges Thema ist auch bezahlte Nachhilfe, damit auch schwächere Azubis in der Berufsschule mitkommen bzw. mitgenommen werden.

Neue Zielgruppen sind auch Studienabbrecher und anerkannte Flüchtlinge. Oftmals handelt es sich sowohl als auch nicht mehr um Teenager, aber diese Engstirnigkeit kann sich kaum noch ein Ausbildungsbetrieb leisten. Bei den Migranten mit dauerhafter Bleibeperspektive konnten 20.000 neue Lehrverträge bundesweit abgeschlossen werden. Vielfach wird das Modell „3 + 2“ genutzt. Dies besagt, dass die Migranten bei bestandener Ausbildung, sprich nach drei Jahren auf jeden Fall zwei weitere Jahre im Falle einer Übernahme in Deutschland bleiben dürfen. Es gilt dann ein vorab gültiges Abschiebeverbot, welches nicht nur die Motivation der Migranten, sondern auch der Lehrbetriebe erhöht. Beide Seiten benötigen schließlich Planungssicherheit.

Trotz positiver Entwicklungen bleibt die Gesamtsituation aber noch auf viele Jahre angespannt, ausruhen kann man sich auch seitens der Politik nicht, wenn es darum geht, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen.

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Herr Daniel Stock d.stock(@)top-jobs-europe.de