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Eile mit Weile! Warum sich deutsche Autobauer wegen der Elektromobilität nicht verrückt machen lassen sollten.

Ganz klar, an der langfristigen Umstellung der Antriebe von fossilen Brennstoffen Benzin und Diesel auf Elektromotor führt aus verschiedenen Gründen kein Weg vorbei. Schon allein die endlichen Vorräte an den gegenwärtigen Brennstoffen zwingen die Menschheit, auf eine Alternative umzusteigen. Unbestritten ist auch, dass nicht die Automobilriesen, sondern Start-Ups wie TESLA oder Faraday momentan den Ton bei Elektromobilität und autonomen Fahren angeben. Man hat manchmal den Eindruck, dass die „Dinosaurier“ meilenweit abgehängt wären. Dem ist aber nicht so und es gibt noch andere interessante Aspekte.

 

Fachmedien und auch die sonstige Berichterstattung über die Consumer Electronic Messe in Los Angeles oder die Automesse in Detroit erwecken den Eindruck, als stünde der Abgesang auf den mechatronischen Automobilbau unmittelbar bevor, weil das Althergebrachte längst von den High-Tech Start-Ups aus dem Silicon Valley sprichwörtlich überrollt wurde.

 

Das kalifornisch-chinesische Unternehmen Faraday Future stellte jüngst seine Neuheit FF91 vor, eine auf der Präsentationsfläche ansehnliche Mischung aus SUV und Liftback. Die technischen Daten wirken beeindruckend: 783 Kilowatt (KW), entspricht etwa 1.060 PS, und ein gigantisches Drehmoment von 1.080 Newtonmetern. Aus dem Stand kann so ein Vehikel in ca. 2,4 Sekunden auf 100 km/h kommen und würde dadurch neben den Boliden Ferrari 488 GTB und Porsche 911 auch das Tesla Model S P100D bei einem Sprint das schöne Heck zeigen. Die Superlativen gehen weiter bei der Reichweite, dem bisher größten Manko der Elektromobile. Mit den eingebauten Akkus sollen mehr als 600 Kilometer möglich sein, die Kapazität beträgt 130 Kilowattstunden, bevor eine Steckdose in der Nähe sein sollte. Auch bei den Ladezeiten will man den Wettbewerber TESLA deutlich abgehängt haben. Preislich bewegt man sich im Bereich der 90.000 Dollar. Das ist für den US-amerikanischen Mittelstand, der meist auf asiatische Marken zurückgreift, ein Betrag, mit dem er gleich mehrere herkömmliche Autos für sich und seine Angehörigen anschaffen könnte.

 

Das Unternehmen Faraday hatte mit dem Automobilbau bisher keine Berührung und wurde im Silicon Valley, nahe bei Elon Musk’s Tesla, 2014 von einem chinesischen Milliardär der bislang nur in der Konsumgüterelektronik tätig war, auf die grüne Wiese bzw. Wüste gestellt. Inzwischen beschäftigt man fast 1.500 Mitarbeiter präsentierte bereits nach nur einem Jahr nach Gründung auf der Consumer Electronic Messe 2015 ein Concept Car namens FF Zero 1 in Form eines hippen Sportwagens. Dies sorgte bei den Experten bereits für Furore. Zwischenzeitlich würde dieses Konzept klammheimlich beerdigt, wie so viele Studien, die unter Spotlights und schönen Hostessen auf Automessen vorgestellt werden.

 

Soweit, so unspektakulär, nur gehen Gerüchte um, dass der chinesische Investor nach nur drei Jahren schon wieder die Lust an seinem Testballon verliert und so steht die Fabrik mit ihren Mitarbeitern bereits wieder zur Disposition, weil er sich anscheinend sträubt, weitere Mittel fließen zu lassen. Der bis zum Jahr 2018 fertigzustellende Bau sollte eigentlich in jenem Jahr bereits produzieren, Kostenpunkt bisher rund 1 Milliarde Dollar, davon ein Drittel aus staatlichen Fördermitteln. Nun herrscht erst einmal Baustopp. Wie und ob es überhaupt weitergehen wird, steht in den Sternen. Im Silicon Valley nichts Ungewöhnliches, im Schnitt überleben zwei Drittel aller Start-ups ebendort das dritte Jahr nach Gründung nicht. Nun schaut die Branche gespannt auf die Eröffnung der Tesla Giga-Factory in der Wüste Nevada und dem sehnlichst erwarteten Roll-Out der ersten vorbestellten Model-30 Stückzahlen – wahrscheinlich zum Jahresende 2017.

 

Mittlerweile fahren viele Mobilitätsentrepreneure mit ihren autonom gesteuerten Autos durch Kalifornien, die alle wie Elon Musk von TESLA der „old car economy“ das Fürchten lehren wollen. Und offensichtlich haben sie Erfolg: Allen voran Mercedes-Benz kann sich offensichtlich gar nicht schnell genug vom Erfolgsmodell ihres Gründers Carl Benz verabschieden, nämlich sich seit über 125 Jahren zunehmend sicherer, komfortabler und für die breiten Massen begehrt fortzubewegen, weil für mittlerweile für fast jedermann erschwinglich. Schon vor zwei Jahren stellte Daimler, begleitet von den üblichen Marketing-Handouts das völlig autonom fahrende Show Car Modell F 105 bei der CES 2015 vor. Auf dem Pariser Autosalon wurden im selben Jahr Nägel mit (Elektro) Köpfen gemacht: mit dem EQ präsentierte man ein sportliches SUV-Coupé und gab dadurch einen Ausblick auf eine neue Fahrzeuggeneration mit reinem Batterieantrieb. Aus diesem neuen EQ-Elektrobaukasten lassen sich also SUV, Limousinen, Coupés, Cabriolets und weitere Modellreihen ableiten. Der Q soll 2018 auf den Markt kommen, bis 2023 folgen zwei weitere SUV und zwei Limousinen. Dazu kommen drei rein elektrische Modelle in der Kompaktklasse mit 300 bis 400 Kilometer Reichweite und der vollelektrische Smart in drei Karosserievarianten. Damit wird Daimler seinem Ruf als hochklassiger und -preisiger Vollsortimenter gerecht.

 

Beim Wettbewerber im Premiumsegment aus München, BMW, plant man für das Jahr 2021 das dritte Elektroauto der bestehenden i-Reihe aus Carbon mit dem BMW i5/iNext. Der iNext soll wohl eine große Limousine im Format des 5ers sein, die nicht nur elektrisch, sondern zudem auch autonom fahren soll. Die Reichweite soll bis zu 750 Kilometer betragen. Um bei der Elektromobilität bis dahin dennoch auf nennenswerte Stückzahlen zu kommen, plant BMW Elektroautos auch ohne Carbon-Karosserie. Zunächst kommt 2019 ein elektrisch angetriebenes Modell des Mini. Ca. 2020 sollen auch die traditionellen Baureihen 3er, 5er und 7er als Elektroversionen erscheinen, allerdings nicht mit Carbon-Karosserie.

 

Es ist gar nicht die Frage, ob sich Elektromobilität in Verbindung mit teilautonomem Fahren durchsetzen wird. Das wird und muss kommen, nur scheiden sich bei der Frage der Geschwindigkeit dieses Transformationsprozesses die Geister. Viele Experten meinen, dass sich Elektromobilität auf Batteriebasis wesentlich langsamer, als von „Silicon Valley“ vermeintlich ersehnt und auch nur in Teilbereichen wirklich durchsetzen wird. Immerhin müssten nicht nur derzeit rund 1 Milliarde PKW, sondern Unmengen an Nutzfahrzeugen von den LKW bis hin zu Containerschiffen umgerüstet oder ersetzt werden.

Indes ist voll autonomes Fahren gar nicht machbar, solange den Fahrzeugen die „Verhandlungsfähigkeit“ fehlt. Sogar die Anzahl der tödlichen Unfälle würde wohl zu- und nicht abnehmen. Erst wenn die heute durch Algorithmen strikt genormte künstliche Intelligenz des Bordcomputers an die situative, verhandlungsfähige menschliche Intelligenz heranreicht, könnte das Zeitalter des vollautonomen Fahrens kommen.

 

Trotzdem bewegen sich die Premiumhersteller Daimler und BMW fast panikartig und aus bislang rational nicht klar erkennbaren Gründen mit Rekordgeschwindigkeit von dem als krisenfest und ertragreich erwiesenen Geschäftsmodell der Mobilität mit selbst gefahrenen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor fort. Nichts scheint für diese Hersteller erstrebenswerter, als das von ihren Kunden heiß geliebte, selber gefahrene Automobil durch fahrende Computer auf Rädern zu ersetzen – und dafür viele Milliarden zu investieren, wohl, weil alle es so machen. Dabei ist aber festzustellen, dass die Hersteller von Massenware für Kraftfahrer mit kleinerem Geldbeutel oder für das Flottengeschäft, wie etwa Opel, Fiat, PSA und andere sich gar an dieser Innovationsrally beteiligen.

 

Der Autoabsatz global erreichte 2016 einen neuen Rekord von über 82 Millionen Autos und wird 2017 weiter wachsen; davon 99 Prozent mit Benzin- und Dieselmotoren angetrieben. In Deutschland, Europa, den USA und China wurden neue Absatzhöchststände erreicht, Der Boom geht also weiter und dies ohne autonome Elektroautos. Und das bleibt auch noch so für viele Jahre. Daher sollte auch für die deutschen Autobauer das Motto gelten: Eile mit Weile! Es besteht kein Grund zu Panik oder Hektik, wohl aber zu sinnvollen Investitionen in die neuen Antriebe und Steuerungen, was aber ohnehin schon seit spätestens 2010 mit vielen Milliarden Euro geschieht.

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Herr Daniel Stock d.stock(@)top-jobs-europe.de