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Elektroautos gehört die Zukunft der Mobilität – drastische Veränderungen in der Arbeitswelt.

In unserem Beitrag vom 25. Oktober 2016 stellten wir an Hand der markantesten Unterschiede die Notwendigkeit von Veränderungen beim Thema Mobilität vor. In diesem Beitrag soll der Fokus auf die damit zusammenhängenden Fragen für die Arbeitswelt eingegangen werden. Das renommierte Fraunhofer Institut erstellte dazu kürzlich eine umfassende Studie unter dem Titel „ELAB – Elektromobilität und Beschäftigung“. Die Abkürzung steht für Auswirkungen der Elektrifizierung des Antriebsstrangs auf Beschäftigung und Standortumgebung.

 

Bemerkenswert ist dabei, dass das Fazit entgegen landläufiger Vermutungen äußerst positiv ausfällt. Die Chancen überwiegen die Risiken auf langfristige Sicht in allen betrachteten Marktszenarien. Dies wird aber notgedrungen mit tiefgreifenden Veränderungen der bisherigen Produktionsketten einhergehen müssen. Je früher sich die betroffenen Industriezweige und aber auch Bildungseinrichtungen aller Art darauf einstellen, umso erfolgreicher kann der Wandel gestaltet werden.

 

Die Marktszenarien beziehen sich auf Antriebsmixe, bestehend aus Mild-Hybrid, dem Full-Hybrid inklusive seiner Plug-In-Variante, dem Range Extender, reinen Elektrofahrzeuge mit Batterie oder Brennstoffzelle sowie Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Daraus abgeleitet wird die Beschäftigungswirkung verschiedener sogenannter grüner Antriebskonzepte, die aus jetziger Sicht im Jahr 2030 im Markt vertreten sein werden. Für jedes der vier Marktszenarien wird ein jeweils unterschiedliches Mischungsverhältnis der verschiedenen Antriebskonzepte angenommen und daraus Aussagen zu den Beschäftigungschancen in der gesamten automobilen Wertschöpfungskette getroffen. Von den Erkenntnissen dieser Studie wird somit die gesamte Automobilbranche profitieren. Das Forschungsprojekt selbst wurde auf Ansinnen des Gesamtbetriebsrats der Daimler AG gemeinsam mit der Daimler AG sowie der IG Metall Baden-Württemberg und der Hans-Böckler-Stiftung gestartet. Man beauftragte das renommierte Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation sowie das IMU Institut und das Institut für Fahrzeugkonzepte des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt.

Natürlich ist keine klare Prognose zur Entwicklung in den kommenden anderthalb Jahrzehnten möglich. Deshalb auch die verschiedenen Annahmen bzw. Szenarien. Sie fußen auf verschiedenen Geschwindigkeiten beim Wandel von klassischen Antrieben hin zu sogenannten „grünen“ Technologien- Man forschte an Hand eines wahrscheinlichen sowie drei Extremszenarien und kam zu folgenden Schlüssen:

 

Der Anteil an alternativen Antrieben steigt in allen vier Szenarien, allerdings werden Verbrennungsmotoren ebenso bei allen Annahmen weiterhin eine bedeutende Rolle spielen. Hier weichen die Ersteller der Studie vom jüngsten Vorschlag der Politik, Neuzulassungen von herkömmlich angetriebenen Fahrzeugen ab einem bestimmten Zeitpunkt einfach per Gesetz zu verbieten, ab. Da die Studie einige Monate vorher erstellt worden war, finden sich zu solchen Ideen keine Aussagen. Auch wir vermuten zum jetzigen Zeitpunkt, dass ein Verbot von Otto- und Dieselmotoren wie auch von hybriden Antrieben „par ordre de Mufti“ in der Realität kaum durchsetzbar wäre. Verfügbarkeit von Mobilität ist zu wichtig, als dass man bestimmte Möglichkeiten durch Verordnungen einfach abwürgen kann. Zudem wird die Politik das Durcheinander wie bei der sog. Energiewende nicht wiederholen wollen. Aber zurück zur Studie. Durch das Nebeneinander mehrerer unterschiedlicher Antriebskonzepte ergibt sich bei der Betrachtung der analysierten Wertschöpfungskette eine in Zukunft mindestens stabile bis zeitweise steigende Beschäftigung in der Branche. Innerhalb der Wertschöpfungskette aber kann es der Studie nach zu tiefgreifenden Veränderungen kommen.

 

Da die komplexe Entwicklung und Produktion von Elektroautos derzeit noch von Marktunsicherheiten gekennzeichnet ist, müssen auch unternehmerische und wirtschaftliche Risiken für die Hersteller und Zulieferer berücksichtigt werden. Außerdem führt der technologische Wandel zu neuen Produktionsabläufen und -technologien. Bisher noch nicht eingesetzte oder völlig neu zu entwickelnde Fertigungsverfahren werden zum Einsatz kommen. Entsprechend verändern sich die Anforderungen an die Qualifikation der Beschäftigten. Für diesen grundlegenden Wandel der Arbeitswelt in der Produktion müssen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter auch zukünftige Kompetenz- und Qualifikationsanforderungen der Beschäftigten definieren und über die entsprechende Aus- und Weiterbildung im betrieblichen Alltag verankern. Insbesondere im Hinblick auf Ausbildungs- und Studienverordnungen müssen die Entscheidungsträger dafür selbst sorgen, dass diese Pläne rasch an die unmittelbar bevorstehende Realität angepasst werden. Viele Berufe wird es in dieser Form gar nicht mehr geben. Dies betrifft insbesondere mehrere mechatronische und ingenieurwissenschaftliche Lehr- und Studiengänge, aber auch Teile des Maschinenbaustudiums. Bis diese neuen Fachkräfte dem Markt zur Verfügung stehen, vergehen allerdings mehrere Jahre, bei den Akademikern im Schnitt ein halbes Jahrzehnt. Die USA sind derzeit federführend bei dieser Transformation, zumal auch zahlreiche IT-Berufe, die bislang mit dem Auto ggf. im Hinblick auf Navigationssystem oder Musikanlage zu tun hatten, massiv in die Entwicklungsprozesse einbezogen werden. Europa und insbesondere Deutschland drohen hier ins Hintertreffen zu geraten.

 

Ein ganz eigenes Thema sind letztlich mehrere Millionen deutscher Arbeitsplätze in der Automobilbranche und deren Dienstleister, die mehr oder weniger im Feuer stehen. Denn nicht nur das spezifische Thema Elektroantrieb, sondern darüber hinaus und auch unabhängig davon die Wandlung zu „Industrie 4.0“ werden eine gewaltige Herausforderung für alle Akteure darstellen. Schätzungen z.B. des ifo-Instituts gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2025 jeder dritte Arbeitsplatz in der bisherigen Form entfallen könnte. Dies bedeutet nicht automatisch, dass die betroffenen Arbeitnehmer arbeitslos werden. Klar ist aber, dass die alte Weisheit vom lebenslangen Lernen eine ungekannte Dynamik erhalten wird. Auch klar ist, dass die sogenannten Anlernjobs und andere mit wenigen Fachkenntnissen zu erbringende Arbeitsleistungen nahezu vom Arbeitsmarkt verschwinden werden. Hier ergeben sich dann wiederum zahlreiche Interdependenzen zu anderen wirtschaftlichen und politischen Teilbereichen wie etwa der Arbeitsmigration aus armen Gegenden der Welt in die Industrienationen, die teilweise sehr hohen Schul- und Studienabbrecherquoten und vieles andere mehr, was in diesem Beitrag nicht behandelbar ist. Wir werden unsere Reihe zur Veränderung der Arbeitswelt aber laufend fortsetzen.

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Herr Daniel Stock d.stock(@)top-jobs-europe.de