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Facebook steigt nun auch in die professionelle Jobvermittlung ein

Bislang verlief im Bereich der sozialen Medien eine unsichtbare Trennmauer zwischen den beruflichen Netzwerken wie XING, LinkedIn oder Experteer auf der einen, sowie Facebook auf der anderen Seite. Nun möchte das weltweit größte Onlinenetzwerk des Entrepreneurs Mark Zuckerberg auch in die professionellen Sphären einsteigen. Hintergrund dürfte unter anderem sein, dass das Nutzerwachstum bei Facebook eine gewisse Sättigung erfahren hat. Kein Wunder bei einem Nutzervolumen im Milliardenbereich. Die Infrastruktur ist schließlich vorhanden, nur wenden sich vor allem jüngere User immer mehr den beliebten Messangerdiensten zu, nachdem diese die Möglichkeit der Gruppenvernetzung sowie des Videouploads bieten. Pikant, da der weltweit größte Messangerdienst WhatsApp seit einigen Jahren der Facebook Inc. gehört. Seitdem die Eltern und teilweise Großeltern der Teens und Twens bei Facebook ebenso mitmischen, ist dieses Format eben nicht mehr „hip“. Allerdings schläft die mit diesem Novum konfrontierte Konkurrenz nicht: die klassischen Karriereportale erweitern ebenso ihr bisheriges Angebot. Manch ein „Netzwerker“ stellt sich nun die Frage, ob man überhaupt noch bei mehreren Portalen gelistet sein muss.

 

So trennten die meisten User bisher streng nach Privat- und Geschäftsleben. Dies wird am besten bei der Wahl der Nutzerfotos ersichtlich. Bei XING & Co. wählt man nicht selten das ohnehin für Bewerbungsschreiben erstellte professionelle Bild. Bei Facebook durfte es auch gerne eine Partyimpression oder eine Ablichtung bei sportlichen Aktivitäten sein. Zudem zeichnet Facebook nach wie vor das Phänomen „Gefällt mir“ aus, vor einigen Jahren erweitert um Emoticons. Es wird also hier „geliked“ und geteilt, als gäbe es kein Morgen mehr. Bislang stand bei Facebook bewusst die Freizeit der Nutzer im Vordergrund. Man sieht dies auch an den öffentlich zugänglichen Statistiken zur Nutzungsintensität nach Uhrzeit. Frühmorgens, zur Mittagszeit, abends und an Wochenenden sowie Feiertagen wird gerne die Timeline bei Facebook „durchgearbeitet“. Dies auch deshalb, weil Facebook bei den meisten Arbeitgebern während der Arbeitszeit aus guten Gründen tabu ist. Man verliert sich nur allzu leicht in den unendlichen Weiten des digitalen Contents, natürlich längst durch zielgruppenorientierte Werbung angereichert. Nicht umsonst zählt Facebook zu den ertragreichsten Onlineplattformen weltweit. Effektiv ist das aber so und so nicht. Gleichzeitig arbeiten die Karriereportale daran, einerseits nicht zu dröge, andererseits aber auch nicht zu flippig zu wirken. Schließlich spricht man keine pubertierenden Teenies an, sondern Berufstätige von den noch studierenden High-Potentials bis zu den Professionals mit internationaler Führungsverantwortung. Den Spagat muss also bei weitem nicht nur Facebook machen.

 

Dies ist alles ist mit gewissen Risiken in die eine wie andere Richtung verbunden. Kürzlich bestätigte Facebook, dass man synchron zur bisherigen Chronik auch eine berufliche Timeline auf freiwilliger Basis teste. Bislang haben Nutzer die Möglichkeit, ihren aktuellen Arbeitgeber einzutragen und diese Information, wie alles in der Chronik, für bestimmte Nutzergruppen sichtbar zu machen. Nach einem Lebenslauf sieht dies aber bisher nicht aus. Hier will man also nachlegen. Optisch kann man sich das leicht vorstellen, die Rohbasis ist ja aus dem privaten Umfeld heraus bereits grundsätzlich bekannt. Spannend wird es, wenn neben den bekannten Nutzergruppen (Familie, enge Freunde, Bekannte, etc.) die neue Einstellung „Recruiter“ hinzukommt. Wer sich als solcher registriert, kann so Einblick in die berufliche Vita von an Veränderung interessierten Nutzern erhalten. Facebook hat hier den Vorteil, dass die Diversifizierung der Personenkreise durch die Nutzer selbst sehr tief geht. Man kann durchaus transparent entscheiden, welche Informationen für bestimmte Zielgruppen einsehbar sind. Wer das also nicht möchte, wird es deaktivieren können. Für Facebook ist dies aber auf jeden Fall interessant, denn so kann man den Nutzern aktuelle Stellenanzeigen passend zum Berufsprofil individualisiert einblenden. Sicherlich ein großes Thema für die SEO-Manager der Arbeitgeber, der Agenturen, Head-Hunter und letztlich der großen Stellenportale. Hier entsteht also ein neuer Slot, der sicherlich kostenpflichtig geschaltet werden dürfte. Gänzlich neu ist das für internetaffine Recruiter ohnehin nicht, denn schon seit Jahren kann man bei Facebook auf der Unternehmensseite etwa Stellenanzeigen platzieren und diese clustern lassen. Was noch fehlt, ist der direkte Zugang zu passenden Kandidaten und deren Sichtbarkeit für unternehmen. Gewissermaßen der letzte Baustein bei Facebook bezüglich dieses Themas zumindest im nordamerikanischen Kernmarkt.

 

Allerdings findet die Anpassung auf Gegenseitigkeit statt. XING, LinkedIn und andere Profi-Netzwerke haben ihre Apps massiv ausgebaut und so einen Mehrwert vor allem beim Zugriff mittels Smartphones geschaffen. Auch wurde die Vernetzung mit anderen Nutzern, unabhängig vom bisher alleinigen Ziel der Aufnahme eines Geschäftskontakts, deutlich vereinfacht. Auch wird vermehrt sogenannter Soft-Content zur Verfügung gestellt, zudem wurde ein „Likebutton“ implementiert. Relativ neu ist bei LinkedIn auch die Möglichkeit, Kurzvideos vom sich mit Fokus auf Personalentscheider hochzuladen. Bislang war das in diesem Bereich verpönt. Manche Branchenkenner riechen aber einen Trend hin zur Videobewerbung: nicht nur Unternehmen, sondern auch Bewerber sollen sich künftig mit einer bewegten Message vorstellen. Dadurch soll das Online Recruiting persönlicher und individueller werden.

 

Davon unbeeindruckt scheint XING. Man beschränkt sich weiterhin auf den deutschsprachigen Raum und bleibt dem schon seit 10 Jahren beständigen Geschäftsmodell treu. Beim Wechsel von openBC, einem weitgehend für Freelancer gedachten Portal der frühen Zeit des Social-Networking, auf XING für alle Berufe und Anstellungsarten waren die größten Meilensteine vor allem im Bereich der professionellen Recruiter angesiedelt. Momentan heißt das Komfortmodell „Talent Manager“ mit zahlreichen Clusterfunktionen für Headhunter und Personalentscheider. Auf dem starken Bewerbermarkt, während sich also gut qualifizierte Fach- und Führungskräfte ihre Arbeitgeber aussuchen können, sieht sich XING mit seiner bisherigen Strategie auf dem richtigen Weg. Dies insbesondere im Hinblick auf die Tools, welche Arbeitgebern zur Verfügung gestellt werden, einschließlich einer umfangreichen Unternehmensdarstellung und Anzeigenservices mit Matchingfunktion.

 

XING kommt es auf die passgenaue Findbarkeit und weniger auf umfangreiches Multimedia an.

Trotz dieser verschiedenen Schwerpunkte ist es für viele Arbeitgeber verwirrend, dass mehrere große Plattformen im Grunde genommen dasselbe anbieten. Kann es sich unter Umständen sogar buchstäblich leisten, auf ein oder mehrere Anbieter künftig zu verzichten? Davon raten Experten dringend ab, zumal die drei hier namentlich genannten Portale auch augenscheinlich unterschiedliche Zielgruppen bedienen. So ist das gros bei LinkedIn jenseits der 40 Lebensjahre, meist in Führungspositionen, international ausgerichtet und zudem in Gehaltsspähren, bei denen Mittelständler oft nicht mitgehen können. Nachwuchs von den Universitäten macht gerade mal 13 % der Nutzer aus. Ausgewogener bei XING, aber mit starkem Fokus auf die D-A-CH Region. Facebook könnte hier eine Lücke schließen und nicht nur Konzerne beobachten genau die Entwicklungen ebendort. Am Ende könnte es sogar sein, dass Facebook diesen neuen Ansatz gar nicht dauerhaft weiterverfolgt, denn Mr. Zuckerberg und sein Creative Team sind schon immer dafür bekannt, viel auszuprobieren, aber vieles auch wieder von der Plattform zu nehmen. Für die User auf Bewerber- und Arbeitgeberseite sind diese Vorstöße aber allemal gut, denn Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft!

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Herr Daniel Stock d.stock(@)top-jobs-europe.de