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Reserven in der Belegschaft
Man stelle sich vor, eine große und erfolgreiche Fußballmannschaft muss kurzfristig ein wichtiges Spiel absagen, da zwei Spieler ausgefallen sind, und sie nur zwölf Spieler auf Ihrer Gehaltsliste haben, sie nun also nicht in der Lage sind, eine komplette Mannschaft (geschweige denn Ersatzspieler) auf den Rasen zu schicken. Undenkbar nicht für einen solchen Fall vorzusorgen, würde man sagen. Seltsamerweise gibt es nicht wenige Firmen, die nach diesem Prinzip operieren.
Die meisten haben inzwischen (hoffentlich) akzeptiert, das es gut ist, einen Backupserver vorzuhalten, der eine Kopie der wertvollen Firmendaten enthält, und niemand käme wohl auf die Idee, erst dann neue Maschinen zu bestellen, wenn die alten endgültig den Geist aufgegeben haben und die Produktion still steht. Immer mehr ist allerdings zu beobachten, dass gerade bei den Human Resources, dem oft zitierten wichtigste Kapital eines Unternehmens, diese Weitsichtigkeit komplett ignoriert wird.
Über die letzten zwanzig Jahre wurde in vielen Betrieben kontinuierlich Personal eingespart. Das ist zunächst auch positiv, denn wenn das gleiche Ergebnis mit weniger Personen erzielt werden kann bedeutet das die Produktivitätssteigerung, die unsere Wirtschaft so erfolgreich macht. Allerdings gilt das eben nur bis zu einer gewissen Grenze, nach der die Entwicklung an der Produktivität zu kratzen beginnt. Denn spätestens, wenn nicht mehr alle Arbeit erledigt werden kann und sich deshalb Aufträge verzögern oder gar nicht erst angenommen werden können, verkehrt sich die Einsparung schnell ins Gegenteil und kann zu einer echten Bedrohung für das Unternehmen werden. Dies ist auch das Szenario welches bei dem vielbeschworenen Fachkräftemangel mit entsprechenden Folgen gerne heraufbeschworen wird. Trotzdem setzen sich mehr und mehr Betriebe sogar freiwillig diesem Risiko aus.
Ein IT-Consultant einer durchaus erfolgreichen großen mittelständischen Firma erzähle mir, dass er maximal 50% der Dinge, die er eigentlich dringend erledigen müsste wirklich schafft – Dinge, bei denen es nicht schon komplett brennt, würden von vornherein schon mal ignoriert. Das Tagesgeschäft funktioniert so überraschend gut, aber ob dabei viele zukunftweisende Neuerungen herauskommen ist mehr als zweifelhaft.
Selbst wenn Mitarbeiter normalerweise nicht gar so überlastet sind, gibt es immer weniger Puffer in der Personaldecke. Solange alles normal läuft freuen sich Unternehmen über die möglichst geringen Personalkosten – und fallen dann aus allen Wolken, und in Panik wenn ein wichtiger Mitarbeiter plötzlich und unerwartet für längere Zeit ausfällt.
Arbeiten von Zuhause auch bei Krankschreibung bzw. das krank-ins-Büro-schleppen gehört heute zum guten Ton, auch wenn dies für die Genesung sicher nicht förderlich ist und im zweiten Fall auch noch andere durch Ansteckung gefährdet werden. Sind die Grippeviren erst mal verteilt oder der Infekt verschleppt wird der Produktivitätsausfall aber schnell kostspielig, von den kosten für das Gesundheitssystem mal ganz zu schweigen.
Es ist inzwischen auch gar nicht mehr so selten, dass jemand nach dem Urlaub erstmal drei Wochen lang täglich ein bis zwei Überstunden machen muss, um den Berg an Arbeit, der sich angesammelt hat, auf ein normales Niveau zu reduzieren, weil Kollegen die die Urlaubsvertretung übernehmen könnten entweder nicht vorhanden, oder selbst bereits voll ausgelastet sind. Der gewünschte Erholungseffekt verkehrt sich so innerhalb kürzester Zeit ins Gegenteil und die Leistungsfähigkeit geht wieder zurück auf das Niveau „ferienreif“.
Klar, die Kosten sind ein großer Faktor, besonders in Deutschland, und es wird niemand eine weitere Stelle schaffen, die im Tagesgeschäft nicht gebraucht wird. Dennoch sollte man vor lauter Einsparung nicht die Folgekosten aus den Augen verlieren wenn keine Puffer mehr eingebaut sind und im Notfall Kapazitäten wegbrechen.
Herr Daniel Stock d.stock(@)top-jobs-europe.de